Die 14. Villa Rossa fand vom 20. – 27.8. 2016 in der Villa Palagione bei Volterra statt. Sie befasste sich mit der politischen Dynamik der „rechten Rechten“ in Europa, die spätestens im abgelaufenen Jahr unübersehbar geworden ist – die politische Farbe Europas ändert sich.
Binnen weniger Monate haben sich die politischen Kräfteverhältnisse in Europa geändert. Der Brexit wurde entscheidend von der Rechten getragen. In Österreich verfehlte sie – bisher – nur um Haaresbreite die formell oberste Position im Staat. Mit dem Machtverlust der Regierungspartei in Frankreich wird der Front National erster Akteur im Parteienkampf. In Deutschland erreicht die AfD in einzelnen Regionen fast ein Drittel der Wählerstimmen. Diese Rechte gewinnt an Macht, durchdringt, transformiert oder besetzt mittlerweile auf (inter-)nationaler, regionaler und lokaler Ebene so viele europäischen Staatsapparate wie noch nie seit 1945. Aktuell stellt sie Regierungsparteien in Ungarn, Polen, Norwegen, Ungarn, Kroatien und in der Schweiz. In Österreich und Italien waren sie zeitweise an der Regierung und regieren auf Länderebene direkt oder indirekt mit. Auch in Dänemark, Schweden und in Finnland bestimmen sie die Agenda mit, in Frankreich, den Niederlanden und auch in England oder kleineren Staaten Osteuropas sind sie stark. Auch dort regieren sie oft mit – auch als „Regieren aus der Opposition“. Sie erzwingen Themensetzungen, engen Spielräume ein, verschieben Kräfteverhältnisse auf lange Sicht. Zu sehen ist dies aktuell an der Flüchtlingspolitik oder an der Lega in zahlreichen Regionen Italiens, dem Front National in zahlreichen Kommunen, an der Dänischen Volkspartei mit ihrer Tolerierungspolitik gegenüber der Regierung, in Finnland, in Belgien, Luxemburg, der Niederlande, in der Schweiz, Polen, Österreich und anderswo. Die Frage ist: wie verändert sich das Staatswesen? Und wie verändert sich die Politik?
Der Ansatz der Veranstaltung war also gesamteuropäisch sein. Die naheliegende, aber recht ermüdende Wanderung durch die politische Rechte und ihre Besonderheiten in den einzelnen Nationalstaaten sollte vermieden werden. Wo es angebracht ist, sollen übergreifende Fragen exemplarisch anhand von Ländern / Parteien thematisiert werden, aber mit Blick auf vergleichbare oder ähnliche Konstellationen in Europa. Und, der Lage entsprechend, sollte Zeit für einen Blick auf die politisch-thematisch und zeitlich naheliegenden Wahlen in den USA sein. Diese Anlage des Seminars zielte auch auf die Beantwortung der Frage ab, ob sich ein gemeinsames rechtes europäisches Projekt herausbildet.
Damit das „Zusammendenken“ erleichtert wird, sind die ReferentInnen gebeten worden, in ihren Beiträgen – soweit es die Anlage ihrer Beiträge zulässt – die o.g. Aspekte mit zu berücksichtigen, also die Punkte:
- Transformation des Staates durch die „rechte Rechte“? (Regieren aus der Opposition“? Agenda-Setting? Veränderungen des Parteiensystems? Veränderung parlamentarischer Praktiken / Entwertung demokratischer Praxen auch auf kommunaler oder regionaler Ebene? )
- Die soziale Gestalt: Radikalismus der Mitte? Die Bewegungsrechte; die Rolle der Frauen.
- Grundzüge ihres kulturellen und ideologischen Profils (Rassismus, Religion; Nationalismus; Souveränitätskonzepte);
- Neuordnungskonzepte (Europa- und darüber hinaus)
- Wie hat sich die Rechte verändert? Gibt es eine neue Vielfalt?
- Wie agiert und reagiert die soziale Linke?
Als ReferentInnen nahmen teil Dr. Walter Baier, Prof. Jörg Flecker, Ivo Georgiev, Ingar Solty, Dr. Holger Politt, Prof. Gudrun Hentges, Conny Hildebrandt, Sebastian Chwala, Thilo Janssen, Dr. Gerd Wiegel, PD Dr. Hans-Jürgen Urban.
Hier finden sich detailliertere Angaben zu Programm, DiskutantInnen und Seminarmaterialien.
Das Seminar fand statt vom 20. 8. bis zum 27.8.1216 in der Villa Palagione Centro Interculturale – Associazione culturale, Loc. Palagione (I-56048 Volterra (Pisa) – Tel. (+39) 0588 39014 / (+39) 0588 39139 – Fax: (+39) 0588 39129 – E-mail: info@villa-palagione.org). Zur besseren Veranschaulichung 768 ungeordnete Fotos der Villa, die im Verlauf der 13 Seminarjahre durch glückliche Mitwirkende entstanden. Anreise vorzugsweise bis Samstagabend (20.8.); Abendessen ca. 19.30 Uhr. Ende Freitag gegen 14/15 Uhr. Samstag 27.8. Rückreisetag. Infos und Empfehlungen in Sachen Anreise auf der Website der Villa, wir versuchen auch als Veranstalter im Zweifel zu helfen. Die Veranstaltung wird gefördert von der Rosa Luxemburg Stiftung. Teilnahmekosten für den einwöchigen Aufenthalt (Seminar u. Halbpension) in der Villa Palagione pro Person von ca. 560-800 € . Wir bemühen uns darum, dass die Veranstaltung wie in den Vorjahren als Bildungsurlaub anerkannt wird. Erfahrungsgemäss ist es sehr günstig, sich frühzeitig anzumelden und insbesondere ggf. Flüge nach Pisa oder Florenz sowie Züge (!) möglichst rasch zu buchen.
Verantwortlich: Rainer Rilling. Mail: s-gs@gmx.de | Web: www.s-gs.de/wordpress/. Nachfragen oder Anmeldung bei Rainer Rilling oder Godela Linde.