Materialband Geopolitik

Gliederung
1          Übersicht
2          Was ist Geopolitik?
3          Geschichte der Geopolitik
3.1.     Rechtsimperiale Geopolitik
3.2.     Liberalimperiale Geopolitik
3.3.     Geopolitik in der BRD
3.4.     Geopolitik in den USA
4.         Fossile Geopolitik
4.1.     Rohstoffe
4.2.     Landgrabbing
4.3.     Wasser-Meer
5.         Grüne Geopolitik
6.         Globale Geopolitik
6.1.     Europäische Geopolitik
6.2.     Geopolitik der Kirchen
6.3.     Geopolitik of the Rich
7.         Geopolitik der Gewalt
8.         Alter-geopolitik
8.1.     Critical Geopolitics
8.2.     Marxistische Geopolitik
9.         Literatur
9.1.     E-Books
9.2.     Syllabi

Geopolitik – geht es um Schach? Oder Risikopolitk? Um große Männer, die große Kanonen auf einem großen Spielfeld hin- und herschieben? Um den „everywhere war“ (Gregory) in einer schwarz-weissen Welt? Um Karten allüberall – „Sie haben ihr Ziel (das eigene Empire!) erreicht“?
Sara Koopman fragt: “Was ist der Unterschied zwischen Politik und Geopolitik? Das ist eine andauernde Debatte in der Geographie, die oftmals beschrieben wird als die Differenz zwischen „Politik“ (Staaten) und „politisch“ (alles andere). Und was bedeutet „Geo“? Territorium? Land? Raum? Und da “Geo” “Erde” meint, muss “geo” dann auch immer “global” sein? Liegt „geo“ nur dann vor, wenn es um die Außenpolitik von Staaten geht? Um Krieg? Um Sicherheit? Aber um wessen Sicherheit und wie wird sie bestimmt?“[1]

Dieser Materialband versammelt 173 überwiegend englischsprachige Texte. Sie sollen unter Einschluß der zum Seminar „Geopolitik“ auf der Grundlage der Empfehlungen der ReferentInnen zusammengestellten und fast ausschließlich deutschsprachigen Literatur eine Vertiefung der Seminardebatten ermöglichen. Sie greifen großenteils vorwiegend Aspekte der Diskussion auf und beanspruchen insofern keine Begleitung einer umfassenden und systematischen Einführung zu sein. Da das Seminar gleichwohl einführenden Charakter hatte ist der Materialband zugleich für die Begleitung von Einführungsveranstaltungen zum Thema im Rahmen der politischen Bildung geeignet. Folgerichtig wurden solche Texte ausgewählt, die eine kritische Sicht auf die Thematik unterstützen sollen – eine Thematik, die nicht die Realgeschichte geopolitischer Strukturen und Entwicklungen zum Gegenstand hat, sondern deren politikrelevante wissenschaftliche Bearbeitung.[2]

2          Was ist Geopolitik?

enthält sechs Texte zur Geopolitik. Das Stichwort „Geopolitik“ von Benno Teschke ist dem HKWM (Bd.5, 2001) entnommen und bis heute der beste knappe marxistische Überblick zum Thema und zur einschlägigen marxistischen Debatte selbst geblieben, auch wenn er naturgemäß die seit Ende der 90er Jahre sich rapide ausweitende internationale Debatte und die dazu gehörende Entwicklung der „kritischen Geographie“ (bzw. critical geopolitics) nicht behandelt. Da seine einer Kontroverse mit Gopal Balakrishnan in der New Left Review entnommene Polemik (2011) dieses Manko etwas aufhebt und zugleich detailliert zur politischen Theorie Carl Schmitts und seiner politischen Zuordnung argumentiert kann dieser zweite Text Teschkes als Beitrag zu einer Aktualisierung gelesen werden. Parallele Lektüren in der jungen Tradition der kritischen Geographie sind David Storeys Überblick zur Politischen Geographie[3] und Peter Reubers Eintrag zur Geopolitik, beide am selben Ort erschienen. Tobias ten Brink hat eine umfassend informierte Dissertation in verschiedenen Varianten publiziert[4] und diskutiert Kerngedanken in dem hier aufgenommenen Beitrag. Die Dissertation findet sich in Kapitel 9 (Literatur). Die Grundargumentation zu den politischen Richtungslinien einer „klassischen“, liberalen und kritischen Geopolitik im Beitrag von Rainer Rilling wurde auf dem Seminar zur Geopolitik 2012 vorgetragen und zur Publikation (2013) überarbeitet.

2.a. Benno Teschke – Geopolitik 2.b. Rainer Rilling – Was ist Geopolitik 2.c. Tobias ten Brink – Kapitalismus und Staatenkonkurrenz 2.d. Benno Teschke – The Fetish of Geopolitics 2.e. Peter Reuber – Geopolitics 2.f. D. Storey – Political Geography

3          Geschichte der Geopolitik

gibt verschiedene Einstiege in die Geschichte der Geopolitik und politischen Geography. Herb ordnet mit Fokus auf die Gewichtung des Raumcontainers „Staat“ die Traditionen der politischen Geographie bzw. Geopolitik nach dem quasiräumlichen „Rechts-Mitte-Links“-Schema[5]. Veniers Übersicht repräsentiert die klassisch-konservative (rechtsimperiale) Tradition. Mamadouh geht den politischen Diskursen zur Geopolitik und den Zusammenhängen zur politischen Geographie und insbesondere der Disziplin der Internationalen Beziehungen nach. Sie zeigt wie wenig aussichtsreich disziplinäre Abgrenzungsbemühungen sind und deutet an, wie die zunehmenden Interaktionen der drei Wissenschaftsfelder lange Zeit an einem vierten Feld vorbei gingen: der Internationalen Politische Ökonomie. Osterhammels Text steht für zahlreiche seit den 1980ern erschienenen Publikationen zur Wiederkehr des Raums in den Sozial- und Kulturwissenschaften und zeigt die eigentümlich langandauernde Ignoranz der „Raumfrage“ seitens der Geschichtswissenschaften. Dementsprechend skizziert er die „Geohistoire“ – ein Aspekt, der in den gängigen Darstellungen zur Geopolitik ignoriert wird. Zugleich gibt er einen Überblick zu den klassischen Fragen der „Grenzen“, der „deutschen Geopolitik“, der „Land-Meer-Frage“, der „amerikanischen Geopolitik“ und des aktuellen Spektrums der geopolitischen Diskurse. In keiner Skizze der Geschichte der Geopolitik fehlt der Bezug auf Halford Mackinders „The Geographical Pivat of History“ (1904) und die sich daran anschließenden Debatten zum Verhältnis von Land- und Seemacht (Schmitt) bzw. die völkischen und faschistischen Großraumtheorien von Haushofer u.a. (Barnes, Minca). Taylors „From Heartland to Hegemony“ (1994) steht für die Wendung von weg von der klassischen Geopolitik hin zu einer hegemonietheoretischen (auch mit Anschluss an Gramsci) und von den Machttheorien des Postmodernismus zehrenden Wendung. Das Dokument von „Mr.Y“ (2011) steht für die aktuelle Reflektion des strategischen Zuschnitts geopolitischer „großer Erzählungen“.

3.a. Viriginie Mamadouh ua. – Geopolitics, IR and Political Geography 3.b. Pascal Venier – Main Theoretical Currents in Geopolitical Thought 3.c. Jürgen Osterhammel – Die_Wiederkehr_des_Raumes._1998 3.d. Halford J. Mackinder – The Geographical Pivot of History 3.e. Carl Schmitt-Meer-gegen-Land 3.f. Trevor Barnes und Claudio Minca – Nazi Spatial Theory 3.g. Peter J. Taylor From Heartland to Hegemony 3.h. Mr. Y – A National Strategic Narrative 3.i. Herb – The Politics of Political Geography

3.1.     Rechtsimperiale Geopolitik

Behandelt vier Aspekte / Themen der Entstehung und langen Weiterentwicklung der „klassischen“ geopolitischen und –strategischen Diskurse, Orientierungen, Theorien. Entstanden im „Zeitalter der Imperien“ entwickelten sie sich weiter und überlebten in das „Zeitalter der Globalisierung“[6]:

  • Kearns, Blagden u.a. und Schmitt zur Entstehung dieser imperialen Geopolitik und ihres ersten Zentralthemas Land/Meer.
  • Galli, Korf u.a., Meyer u.a. sowie Teschke und Barnes u.a. zu Carl Schmitts Raumtheorie, ihre Grundlagen und politischen Auswirkungen
  • Herwig und Barnes u.a. geben eine Einführung in die Texte und Positionen Haushofers
  • Die Texte von Maresch, Kurecic, Sharshenova und Brzezinski führen in das Mackinder’sche Heartland / Eurasien – Paradigma ein.[7]

Eine Rekonstruktion der sicherheits- und militärpolitisch geprägten geostrategischen Traditionen insbesondere in der NATO, den USA sowie Rußland steht aus.

3.1.a. Kearns – Geography geopolitics and Empire 3.1.b. Kearns – Legacy of Mackinder – Debate 3.1.c. Blagden – Sea Powers Continental Powers Balancing Theory 3.1.d. Schmitt – Meer gegen Land 3.1.e. Galli – Carl Schmitt and the global Order 3.1.f. Korf und Schetter – Carl Schmitts Raumphilisophie 3.1.g. Meyer – Theological Foundations of Carl Schmitts spatial Thought 3.1.h. Teschke – Deccions and Indecisions – Carl Schmitt 3.1.i. Barnes – Nazi Spatial Theory – Carl Schmitt und Walter Christaller 3.1.j. Herwig – Geopolitik-Haushofer Hitler und Lebensraum 3.1.k. Maresch – Raum als Schicksal 3.1.l. Kurecic – The_New_Great_Game_Rivalry_of_Geostrategies_and_Geoeconomies_in_Central_Asia 3.1.m. Sharshenova – Heartlands of Eurasia – Geopolitics of Political Space 3.1.n. Zbigniew Brzezinski – Balancing the East Upgrading the West

3.2.     Liberalimperiale Geopolitik

stellt in Abgrenzung zu den bis dahin behandelten Traditionen Aspekte der liberal geprägten Historie der Geopolitik dar, deren Wurzeln in England und dann vor allem in den USA liegen. Hier bekommt die Aneignung sozialer Räume als Medium der Inwertsetzung und Hegemoniebildung (Raumhoheit) Vorrang gegenüber der Okkupation und Ausweitung von Territorien. Im Zusammenhang mit der Debatte um das „American Empire“, die ungefähr ein Jahrzehnt anhielt und eine Vielzahl von Texten und Analysen hervorbrachte[8] sind die Konturen dieser „Linie“ und „grand strategy“ der geopolitischen Praxis insbesondere der USA weit deutlicher als zuvor umrissen worden. Leo Panitch und Sam Gindin haben am Beispiel der USA die geostrategischen Ausfaltung dieser „Variety of Geopolitics“ nachgezeichnet.[9] Sie wird häufig als „Liberaler Internationalismus“ umschrieben und arbeitet sich aktuell vor allem an der Frage ab, wie die VR China in dieses hegemoniale „Weltordnungsmodell“ einbezogen werden kann. Die Texte von John Ikenberry („Liberal World Order“) und van der Pijl behandeln diese Frage von unterschiedlichen Positionen aus.

3.2.a. Rilling – Liberalimperialismus 3.2.b. Parker – Empire as a Geopolitical Figure 3.2.c. Rittenhouse – US Cold War Grand Strategies and the Liberal Tradition 3.2.d. Smith – The Imperial Present 3.2.f. Ralph – Which Cosmopolitanism Whose Empire 3.2.g. Ikenberry – The Future of the Liberal World Order 3.2.h. Megoran – Neoclassical_Geopolitics 3.2.i. Kees van der Pijl – Is the East Still Red

3.3.     Geopolitik in der BRD

leitet zur Geopolitik in der BRD über. Mittlerweile existiert ein beträchtlicher Bestand an Texten, der die geopolitische Debatte in der BRD thematisiert und seit den 80er Jahren zusammenkommen ist. Er behandelt detailliert die randständigen Traditionen und Reservate der „klassischen“ Geopolitik (seit langem unter Einschluss von Carl Schmitt und seinen „followern“), hat aber erst in neuerer Zeit die Frage aufgeworfen, ob die in den USA repräsentierte liberale raumpolitische Agenda insbesondere in ihrer „neoliberalen“ Variante auch in der BRD hegemonial geworden ist (Bassin, Klinke u.a.). Offenbar aber tut sich der geopolitische Diskurs schwer mit der Frage, was unter einer „neoliberalen Geopolitik“ selbst verstanden werden könnte. Das Avancement der „kritischen Geographie“ bzw. der „Radical Geography“ mit ihren diskurs- und stadttheoretischen Schwerpunkten hat dabei zunächst wenig Interesse an den „großen“ politikökonomischen und staatstheoretischen Konfigurationen der BRD in Europa und darüber hinaus gezeigt. Die kritische Analyse zu den Diskursverschiebungen im Verhältnis Rußland:Deutschland von Ciuta/Klinke ist hier eine Ausnahme. Hier nicht einbezogen sind gerade in diesem Zusammenhang die zahlreichen „geoökonomisch“ ansetzenden Analysen zur Struktur und Entwicklung der Rohstoff- und Energiebeziehungen, die in den letzten Jahren erschienen sind.

3.3.a. Bassin Between Realism and the New Right Geopolitics in Germany in the 1990s 3.3.b. Bassin – The two faces of contemporary geopolitics   3.3.c. Behnke – Politics of Geopolitics in Post-Cold War Germany 3.3.d. Klinke – Geopolitics in Germany 3.3.f. Ciuta-Klinke – Reading the new cold war with critical geopolitics

3.4.     Geopolitik in den USA

Der Schwerpunkt der internationalen geopolitischen Analysen und Debatten liegt ungebrochen in den USA, auch wenn in Rußland, Indien, China, in Lateinamerika und in Europa (Italien, Spanien, Frankreich, England, Nordeuropa, BRD, Osteuropa) in den letzten Jahren eine ganze Reihe politiknaher Thinktanks und Forschungseinrichtungen aktiv geworden sind. Die im Volltext vorliegenden E-Books von Flint und Tuathail/Dalby (Kapitel 9.1.) geben einen Überblick über die einschlägige Entwicklung in den USA. In der Edition von Dodds und Atkinson (geopolitical traditions. a century of geopolitical thought, ebd.) werden auch geopolitische Debatten in anderen Ländern skizziert (u.a. Japan, Argentinien, Italien, Spanien). 8 Beiträge (a-h) behandeln die historische (kontroverse) Traditionslinie Mahan – Mackinder und ihr Langzeiteinflüsse in den USA. Davis, Korkisch und Rubinovitz setzen sich mit der militärischen Geopolitik der USA auseinander, Agnew kritisiert die verbreitete These von der großen Hinwendung der USA zum asiatisch-pazifischen Raum. Der Ansatz von Apeldoorn / Graaf unterscheidet sich von diesem geostrategischen Mainstream und geht eher in einer Perspektive der Internationalen Politischen Ökonomie der Frage nach dem Nexus Staat:Kapital als Akteurszusammenhang im geopolitischen Feld nach – eine Fragestellung in marxistischer Tradition, die in allen bislang genannten Texten so nicht vorzufinden ist. Diskussionswürdig freilich die dabei in aller Regel formulierte begleitende These: “Since the end of the Cold War, there has been no single geopolitical template that assigns meaning to world politics“.[10]

3.4.a. Russell – Mahan and American geopolitics 3.4.b. Sumida – Mahan Geopolitican 3.4.c. Scott – US Strategy in the Pacific 3.4.d. Kearns – Mackinder Echoes of Empire 3.4.e. Sidaway – Mackinders Presences 3.4.f. Eri – US Grand Strategy and the Eurasian Heartland 3.4.g. O Hara – Mackinder – From Geostrategy to Geoeconomics 3.4.h. Scholvin – Ein neues Great Game um Zentralasien 3.4.i. Gray – Why Geopolitics 3.4.j. Kissane – US Iran and the Continuing Salience of Geography 3.4.k. Davis – US military base network 3.4.l. Agnew – US Pivoting to Asia-Pacific 3.4.m. Mauldin – The Geopolitics of the United States 3.4.n. Korkisch Die Geopolitik der USA 3.4.o. Apeldoorn-Graaf – State-Capital Nexus 3.4.p. Rubinovitz – Geopolitics of American Use of Force

4.         Fossile Geopolitik – Rohstoffe | Landgrabbing | Meer-Wasser

Traditionell gilt die stofflich-energetische Basis der Produktion als materieller Hauptgegenstand geopolitischer und –strategischer Auseinandersetzungen[11]. In der Geopolitik des Fossilismus verdichtete sich insofern ein eigener Komplex politisch-ökonomischer Macht, der neben dem Finanzkapital als dominant angesehen werden kann, wie die Untersuchung von Wolf (2012) zeigt[12]. Sie macht ebenso deutlich, dass das „Greening“ des Gegenwartskapitalismus noch weit entfernt ist von der Herausbildung eines konkurrierenden politisch-ökonomischen Kapitals. In Kapitel 4.1. werden Texte zur Rohstoffökonomie (Bridge, Zeller, Kohler) und –politik (Abdelal, Johnson, Heitzer) vorgestellt, wobei Gavin Bridge`s Analyse der Kohlenstoffökonomie als Zentrum der umkämpften sozialen Produktion einer (Natur-) Ressourcenökonomie herausragt. Kapitel 4.2. thematisiert mit fünf Texten Landgrabbing und die damit verbundenen Akkumulationsregimes und Kapitel 4.3. wirft einen knappen Blick auf die Eigentumspolitik der Meere. Reterritorialisierung – also die Re-strukturierung des gesellschaftlichen Ausdrucks von Macht in räumlicher oder geographischer Form – ist ein gemeinsames Moment dieser Themen, Ressourcen sind Produkte kultureller, ökonomischer und politischer Produktion

4. Wolf – Fossiles Kapital1 4. Wolf – Fossiles Kapital2 4. Wolf – Fossiles Kapital3 4.1.a. Bridge – Making Carbon economics 4.1.b. Zeller – Die Gewalt der Rente 4.1.c. Abdelal – Commerce and realpolitik in Eurasia 4.1.d. Johnson – Splintered Heartland – Networked Energy Infrastructure 4.1.e. Heitzer – Deutsche Rohstoffstrategie 4.1.f. Kohler – Das Rohstoff-Halali 4.2.a. Wallerstein – Land Space and People 4.2.b. Araghi – Land Dispossession and global Crisis 4.2.c. Cotula – Political economy of the global land rush 4.2.d. Bonini – Regimes of accumulation 4.2.e. EAA – Wasser und Landraub – Die_neuen_Pachoms 4.3.b. Wem-gehört-das-Wasser-Arbeitsblätter 4.3.a. Wem gehoert das Meer_Broschuere_Web

5.         Grüne Geopolitik

Schliesst diese Thematik der raum- bzw. geopolitischen Dimension der kapitalistischen Naturaneignung ab und soll anregen, die geopolitischen Figuren einer „green economy“ auszuarbeiten. Während Wissen (5.d.) vor allem den Variationen der Staatlichkeit in der Geschichte der Kämpfe um Naturaneignung und ihren Territorialisierungen nachgeht und Dalby (5.c.) lange Zeiträume der Naturaneignung („WELCOME TO THE ANTHROPOCENE!“) in den Blick nimmt, skizziert Guyot (5.a.) drei historische und gegenwärtig parallel existierende „große Verdichtungen“ oder „Umweltfronten“ (eco-frontiers) im Verhältnis von Raum, Natur und Politik (imperial, geopolitisch, global) und beschreibt die unterschiedlichen hegemonialen Subjekte der Naturaneignung – ein sehr interessanter Ansatz, der aber leider die IPÖ bzw. die Debatten um die historischen und aktuellen varities of capitalism ignoriert. Die anderen Texte behandeln diese Zugänge bereichernde Einzelfragen (Klimawandel, Neue Energien, Subjekte grüner Hegemonien, Kritik der ideologischen Konstruktionen des grünen Kapitalismus [„Green Economy“]).

5.a. Guyot – The Eco-Frontier Paradigm 5.b. Hommel-Murphy – Geopolitics in an era of climate change 5.c. Dalby – Geopolitical Trends in the Near Future 5.d. Markus Wissen Contested terrains 5.e. RLS – Schöne Grüne Welt 5.f. Eisen – New Energy geopolitics 5.g. Haas – Studie Greening Europe_1stdraft

6.         Globale Geopolitik

Wendet sich der aktuellen, globalen Gegenwartssituation zu: Giessmann (6.a.) gibt einen Überblick über geopolitische Machtverschiebungen, die eine „statistische Übersicht“ über globale Machtverschiebungen zur Einleitung eines Themenheftes der Zeitschrift „Z“unterstreicht, aber auch – was etwa den Aufstieg der BRIC-Staaten (abgesehen von China) angeht – konterkariert (6.b.). Während Kappel (6.d.) für die auch etwa vom einflußreichen German Institute of Global and Area Studies repräsentierten Annahmen über den Abstieg Europas und der USA steht, skizziert Boris (6.c.) aus kapitalismusanalytischer Sicht Wirksamkeit und vor allem auch die begrenzte Gültigkeit der aktuell vorhandenen Faktoren dieser Auf- und Abstiegsprozesse. Abschließend machen zwei Beiträge auf den seit Anfang der 90er Jahre weitgehend ignorierten aber herrschaftspolitisch kaum zu unterschätzenden Prozess der Kontrolle des „outer space“ im Wesentlichen durch die USA aufmerksam.

6.a. Giessmann – Globale Machtverschiebungen 6.b. Globale Machtverschiebungen 6.c. Boris – Auf- und Abstiegsprozesse im Kapitalismus 6.d. Kappel – Der Abstieg Europas und der USA 6.e. Sage – Manifest Destiny in Outer Space 6.f. Dolman Weapons in Space

6.1.     Europäische Geopolitik

Behandelt den Seminarschwerpunkt Europa, beginnend mit Cox’ Skizze zur Territorialisierung des Politischen in Westeuropa, die sich in langen Zeiträumen über den Akkumulations- und Klassenstrukturierungsprozess vollzog. Mehrere Texte von Boatca, Greve und Spohn (a-e) sowie ein Strategiepapier zum „atlantischen“ geopolitischen Raum (k) bringen einerseits in die Datenzusammenstellungen in Kapitel 6 den Aspekt der globalen Ungleichheit und der Rolle Europas hierbei ein und fragen andererseits nach Identität, Grenzen, Territorien und multiplen Europabildern als zentralen Schlüsselfragen geopolitischer Figuration. Osterhammel, Joergens und Wagner (f-h) setzen diese Debatte in Bezug auf „Großraum-“und Imperialitätsdiskursen in der Historie der Geopolitik, die dann van Apeldoorn kapitalismusanalytisch und –historisch untersetzt.

6.1.a. Boatca – Global Inequalities 6.1.b. Greve – Globale Ungleichheit 6.1.c. Boatca – Grenzsetzende Macht – Europäische Identitätsbildung 6.1.d. Boatca – Multiple Europas 6.1.e. Spohn – Europäische multiple Identität 6.1.f. Osterhammel – Europamodelle und imperiale Kontexte 6.1.g. Joergens – Europe a Grossraum 6.1.h. Wagner – Geostrategie Europäischer Macht – Grand Area 6.1.i. VanApeldoorn – Embedded_Neoliberalism__and_Euroope_s_Multilevel_Legitimacy_Crisis 6.1. j. Cox – Territorialization of Politics 6.1.k. EU – Atlantic geopolitical Space

6.2.     Geopolitik der Kirchen

nimmt Position gegen das üblicherweise auf die Raumdimension materieller Prozesse bezogene Verständnis von Geopolitik Stellung. Religion wird gesehen als eine zentrale „politische Sprache unserer Zeit“ (Agnew) und exzeptioneller globaler Einfluß- und Machtfaktor. Ihr institutioneller Träger – die Kirche – auch in ihrer Form als „Megakirche“ – hat eine eigene Geopolitik, eine materielle und ideologisch (etwa auch krisenpolitisch reflektierte) durchgearbeitete Geostrategie zur Produktion und Reproduktion ihres symbolischen Kapitals, eine insbesondere zu den Nationalstaaten intensiv ausgeprägte ideen- und moralpolitische Positionierung („Staatsreligion“) und eine Skala raumpolitischer Narrative, deren institutionelle, organisatorische und symbolische Kristallisierung von großer Bedeutung für die historisch ganz außergewöhnliche Stabilität der kirchlichen Macht- und Einflußstruktur waren und sind.

6.2.a. Agnew -Religion and Geopolitics 6.2.b. Dijkink – When Geopolitics and Religion Fuse 6.2.c. Agnew – Deus Vult – The Geopolitics of the Catholic Church 6.2.d. Sturm – Affect-and-Religious-Geopolitics 6.2.e. Warf – Geography of Megachurches in the USA

6.3.     Geopolitik of the Rich

Die Finanzkrise hat die seit den 90er Jahren anhaltende Wendung in den geopolitischen Diskursen zu raumpolitischen und –strategischen Zusammenhängen jenseits von (National-)Staat und Governance beschleunigt. Bereits die Wirtschaftsgeographie hat die Rolle und Funktion des Geldes, der Finanzen und Banken und ihre Bedeutung für die Varieties of capitalism bearbeitet, wobei im Zentrum die Transformation und der Relevanzzuwachs der Banken seit Anfang der 80er Jahre stand (das neoliberale „bankenbasierte Finanzssystem“). Dixon (a, m) vergleicht exemplarisch die Entwicklung der Finanzsysteme in den USA und Deutschlands. Garretsen u.a. (b) resümieren knapp den Aufstieg und Niedergang der These, dass im Neoliberalismus „das Geld den Raum vernichtet“ habe und ein „Ende der Geographie“ anstehe. Sie betonen stattdessen die in frühkapitalistische Zeit zurückreichenden finanziellen Netzwerkbildungen, die andauernde räumliche Konzentration der Finanzmärkte in Finanzzentren und die ungleichheitsfördernde Rolle der Finanzen in der aktuellen Krisenssituation. Hall (c-e) gibt einen umfangreichen Überblick zur Geschichte der kulturökonomischen Analyse der Finanzen und rückt dabei nicht nur die Rolle der technologischen Innovationen ins Zentrum, sondern fragt nach Geschäftsnormen, körperlichen Inszenierungen, Vertrauensproduktion, Risikobearbeitung etc. – also nach den Sozialtechniken der Finanzmärkte und ihren Aus- oder Einschlußeffekten. Wójcik (f-h) untersucht dezidiert die Veränderung der Machtstrukturen in der globalen Hierarchie der Finanzen (vor allem die sog. Steueroasen und NYLON – die „Achse New York – London“, die er als zentrale Struktur der globalen Finanzordnung charakterisiert)[13]. Helleiner behandelt das Aufkommen eines neuen Akteurs: die Wealth Funds (j). Die weiteren Texte behandeln verschiedene Aspekte der Raumstruktur der Macht in diesem Bereich und ihre Auswirkungen auf die staatlichen oder globalen Machtkonstellationen: das Downgrading der bisherigen staatlichen Repräsentanten der Souveränität (Agnew, o) und die wachsenden innerstaatlichen und transnationalen Ungleichheiten (Packer, n; Prince, p). Beaverstock (k, l) bzw. Hay-Muller (q) sind erste Versuche, die durchaus informationshaltigen zahlreichen populären journalistischen „Listen“ der „Superreichen“ sozialgeographisch zu qualifizieren. Die umfangreichste analytische Studie zu den „Superreichen“, einer darauf aufbauenden Sicht auf veränderten Klassensstrukturen im Gegenwartskapitalismus und ihre geopolitische Schlüsselqualifikation („Souveränität“) gab 2012 Krysmanski („0,1 % – Das Imperium der Milliardäre“, 9.1.j.), allerdings ohne den dann unterstellten „rise of the headquarters state“ (Sakellaropoulos) zu bedenken.

6.3.a. Dixon – Geography of finance 6.3.b. Garretsen – Spatial circuits of global finance 6.3.c. Hall – Geographies of money and finance 1 6.3.d. Hall – Geographies of money and finance 2 6.3.e. Hall – Geographies of money and finance 3 6.3.f. Wojcik – Geographical Concentration in Finance 6.3.g. Wojcik – Where Governance Fails 6.3.h. Woicik – Tax Havens 6.3.i. Wojcik The dark side of Ny-Lon Financial centres 6.3.j. Helleiner – Geopolitics of Sovereign Wealth Funds 6.3.k. Beaverstock – The privileged world city 6.3.l. Beaverstock – Servicing the Super-Rich 6.3.m. Dixon – Variegated capitalism and the geography of finance 6.3.n. Packer – Broken Contract – Inequality and American Decline 6.3.o. Agnew – Low Geopolitics 6.3.p. Prince – Transnational Elites and the Geographies of Power 6.3.q.Hay-Muller – Exploring Geographies of the Super-Rich

7.         Geopolitik der Gewalt

verweist kurz auf die militärisch relevanten geostrategische Aspekte (7.e, f.), die populare geopolitische Debatte (7.g.) und vor allem auf solche Gesichtspunkte, die im Kerngebiet der traditionellen geopolitischen Diskurse randständig sind (Geographie und Geopolitik des Friedens, Zusammenhang von Naturaneignung, Differenz (und oft Gender), Macht und Gewalt, „Überallkrieg“, die „Guns and Butter“- Debatte – 7.a.-d).

7.a. Dalby – Recontextualizing violence, power and nature 7.b. Dalby – Peace and Geopolitics 7.c. Gregory – The everywhere war 7.d. Da Vinha – Reassessing_the_Guns_and_Butter_Debate 7.e. Friedensgutachten 2012 7.f. Strategic Survey – Strategic Geography 7.g. Mageo – Geopolitics – Journal

8.         Alter-geopolitik

leitet über in alternative geopolitische Diskurse und Analysen am Beispiel postkolonialer, feministischer[14], subalterner (8.a.) und dann „kritischer“ und „marxistischer“ Ansätze, die zuweilen als Anti-Geopolitiken (nicht aber: Antipolitik oder bloß Antietatismus im hergebrachten Sinn), zuweilen als Alternative Geopolitiken verstanden werden – also als Politik, die nicht nur Kritik und Widerstand gegen hegemoniale, vor allem mittels Zwang operierende Formen der Politik (oder des Politischen) repräsentieren, sondern Orte und Räume nicht-hegemonialer und gewaltfreier Interaktion schaffen[15].

8.a. Sharp – Subaltern geopolitics 8.b. Koopman – Alter-geopolitics

8.1.     Critical Geopolitics

„Kritische Geopolitik“ („Critical Geopolitics“) ist ein mittlerweile vielfach hin- und hergewendeter und anfang der 90er in den USA gängig gewordener Begriff[16] für ein Wissenschaftsfeld, dessen Entstehung, Entwicklung und aktueller Status seitdem oftmals beschrieben worden ist[17]. In der BRD deckt der Begriff der „kritischen Geographie“ (Balina:c, g) etwa dasselbe Feld ab. Konsens besteht darin, dass damit auf der Grundlage des „europäischen“ Poststrukturalismus und (seit 1985) der Weltsystemtheorie eine diskurspolitische ausgerichtete Neukonzeptualisierung der Geopolitik in machtkritischer Absicht stattgefunden hat (Sharp, Power: a, b). Macht wird dabei in der Foucault-Tradition thematisiert. Die bislang dominierende Staatsfixierung (nach welcher der Staat als „Privot“ der politischen Geographie galt) wird relativiert (Agnew:d; Dittmer, Dodds:f), weshalb der Schwerpunkt zunächst in der systematischen Kritik der klassischen Geopolitik lag und untersucht wurde, wie Annahmen über die soziale, politische und ökonomischen Verfasstheit geographischer Konstellationen als Zuschreibungen in die räumlichen Qualifizierungen der Elemente der internationalen Politik und der „Welt“ eingingen und vereinfachte „räumliche“ Identitäten und Repräsentationen konstruierten. Diese Zuschreibungen sind immer verknüpft mit Aussagen zur Temporalität: etwa das Dreierlei aus sich wiederholenden Zyklen („Stagnation“), Entwicklung („Fortschritt“) oder Zerfall („Decline“). Geographisches Wissen wird als Machttechnik verstanden. Da nun populäre geopolitische Imaginationen, Ideologeme und Ideen im Alltagsbewußtsein und den Medien systematisch eruiert wurden, löste sich die alte Struktur auf, in der Diskurse über Raum strikt auf die Rechtfertigung von Gewalt, Außenpolitik und Militärstrategie begrenzt waren.

8.1.a. Sharp – Critical Geopolitics 8.1.b. Power – State of Critical Geopolitics 8.1.c. Belina – Kritische Geographie 8.1.d. Agnew_-_The_Territorial_Trap 8.1.e. AK Politische Geographie – Spatializing the Geo-Political 8.1.f. Dittmer – Popular Geopolitics Past and Future 8.1.g. Balina – Critical geography in Germany

8.2.     Marxistische Geopolitik

Die abschließenden 9 Texte firmieren hier unter der Überschrift „Marxistische Geopolitik“, ohne dass dieser Begriff auch nur ansatzweise auch unter den hier aufgeführten Autoren Konsens wäre. Sie stehen für einige aktuelle Debattenrichtungen, Schulen oder Schlüsselprobleme:

  • die von David Harvey repräsentierte historisch-materialistische Begründung der Geographie vor allem durch die Einbeziehung der Marx’schen Kapitalismus- und Krisenanalyse und der Fragen der Macht und Gerechtigkeit (Harvey:a sowie Zeller:g), die neue Aspekte in die klassische marxistische Debatte der Produktion und Reproduktion von räumlichen Ungleichheiten brachte („Ungleichheit und Entwicklung“).
  • Die stark von der Amsterdamer Schule (Kees van der Pijl, Bastiaan van Apeldoorn u.a.: c,d,e) geprägte Debatte um eine materialistisch-theoretische Analyse transnationaler Subjektbildungen im globalen Kapitalismus und die Konzipierung einer materialistischen Theorie der internationalen Beziehungen (wobei letzteres in der IPÖ seit langem fundiert, aber ohne stärkeren Bezug auf die politische Geographie und –politik betrieben wird)[18]; sie knüpft an die frühe Debatte der Imperialismustheorie und ihre Konfliktannahmen konkurriernder Kapitalismen an[19].
  • Die hier nicht einbezogene von Teschke, Larcher und Wood jeweils unterschiedlich initiierte und später u.a. von Callinicos bestrittene Debatte um die unterschiedlichen Konstitutionszusammenhänge von bürgerlichem Staat und kapitalistischer Produktionsweise (oder „Kapitalismus“), die einmündet in die von Harvey im Anschluß an Arrighi stark gemachte Annahme des Widerspruchs zwischen einem globalen, neoliberalen Kapitalismus und der Dauerhaftigkeit von Nationalstaaten (also einer territorialen Fragmentierung), aus der die umstrittene Annahme einer Doppellogik der Machtakkumulation folgt; Harvey spricht nicht von Geopolitik, sondern von der „territorial logic of power“[20].
  • Die kapitalismustheoretisch orientierte Frage nach den „Geographien des Kapitalismus“ in Prozessen der Diffussion, Diversifizierung, Transition oder Transformation (Peck:G), der Ausbildung verschiedener Varianten des Kapitalismus und der aktuellen Problematik der Krise des Neoliberalismus.
  • Die auf eine Begründung „marxistischer Geopolitik“ zielenden Texte von Colas oder Pozo (:b,i).
  • Im Zusammenhang mit der Occupy-Bewegung der neue Versuch einer Rekonstruktion der anarchistischen Tradition der Geographie, wie sie von Springer (:h) und anderen aktuell versucht wird.

Die Bearbeitung des Zusammenhangs von Raum, Macht (Herrschaft) und Produktion (Akkumulation) und Scale ist ein verbreitetes Merkmal der materialistischen Analyse von Geopolitik. Territorialität etwa wird als Medium kapitalistischer Inwertsetzung und deren zwischen sozialen Subjekten vorhandenen Machtbeziehungen – also auch politischer Organisation oder politischen Bewußtseins – verstanden[21]. Der Bezug auf „Welt“(-ordnung) ist eine grundsätzliche Optik der materialistischen Herangehensweise. Allerdings ist dieser Blick von der Topologie des Kapitalismus und seiner Politik strukturiert: Damaskus liegt da zuweilen näher an Washington als Tripolis.

8.2.a. Harvey – An Historical Materialist Manifesto 8.2.b. Colas und Pozo – Marxist Geopolitics 8.2.c. VanApeldoorn – Theorizing-the-Transnational 8.2.d. Van Apeldoorn – Global Capitalism and Geopolitical Strategy 8.2.e. Van der Pijl – Modes of Foreign Relations and Political Economy 8.2.f. Zeller – Verschiebungen der Krise im globalen Rentierregime 8.2.g. Peck – Geographies of policy 8.2.h.Springer – Anarchism_What Geography Still Ought To Be 8.2.i. Colas – Marxism_and_Geopolitics

9.        Literatur
9.1.     E-Books

9.1.a. Flint – Introduction to Geopolitics 9.1.b. Tuathail und Dalby – Geopolitics-a-Rethinking 9.1.c. Tuathail – Dalby-Routledge – the Geopolitics Reader 9.1.d. Ten Brink – Imperialistische Phänomene 9.1.e. Sempa – Geopolitics From the Cold War to the 21st Century 9.1.f. Dodds und Atkinson – Geopolitical-Traditions-a-century-of-geopolitical-thought 9.1.g. Kearns – Geopolitics_and_Empire_The_Legacy_of_Halford_Mackinder 9.1.h. Seiple – Revisiting Mackinder 9.1.i. Geographische Revue – Kritische Geographie

9.2.     Syllabi

Capitalism and Geopolitics Companion_to_Political_Geography Geopolitics and Security Geopolitics of Energy Security Geopolitics of Energy Geopolitics of Natural resources Geopolitics Geopolitics_and_Grand_Strategy Geopolitik – Revival eines alten Konzepts Global Politics and the modern Gepolitical Imagination Literaturliste Politische Räume – 2008 Marxism_and_Geopolitics Neue_Geographien_des_Politischen Political Geography – Syllabus Political Geography Review Political Geography Political-Geography World Geopolitical Hot Spots World Politics

 Anmerkungen


[1] Sara Koopman: Alter-Geopolitics: Other securities are happening, in: Geoforum 41 (2011) S.274

[2] Die in diesem Materialband zusammengestellten Texte sind z.T. nicht allgemein zugänglich und dürfen insoweit nur für Zwecke der politischen Bildung bzw. akademischen Lehre im Zusammenhang mit dem o.g. Seminar genutzt werden. Am Ende finden sich Beispiele für einschlägige, zum Teil vorbildliche Seminarpläne.

[3] Storey, D.: Political Geography, in: R. Kitchin and N. Thrift (Hg.): International Encyclopedia of Human Geography, Volume 8, Oxford 2009: Elsevier, 243-253. Drei weitere aktuelle Handbücher sind: J. Agnew, D. Livingstone (Hg.): The SAGE Handbook of geographical knowledge, Sage, Thousand Oaks, CA 2011; D. Gregory, R. Johnston, G. Pratt, M. Watts, S. Whatmore, (Hg.): The dictionary of human geography, (5th ed.), Wiley-Blackwell, Malden, MA 2009 sowie T.J. Barnes, Jamie Peck und E. Sheppard (Hg.): The Wiley-Blackwell companion to economic geography. Oxford: Wiley-Blackwell 2012. Einzelne Beiträge oder Vorentwürfe sind online allgemein zugänglich.

[4] ten Brink, T .: Staatenkonkurrenz. Zur Analyse von Geopolitik und Imperialismus – ein Überblick. Stuttgart: UTB sowie ders.: Geopolitik. Geschichte und Gegenwart kapitalistischer Staatenkonkurrenz. Münster: Westfälisches Dampfboot 2008.

[5] Veröffentlicht in: Kevin R. Cox u.a.: The SAGE Handbook of Political Geography, London  2008

[6] So Alejandro Colás, Gonzalo Pozo: The Value of Territory: Towards a Marxist Geopolitics, in: Geopolitics 1/2011 S.211-220. So auch der für seine Nuklearkriegsformel “Victory is possible!” in der frühen Reaganzeit bekannt gewordene Stratege Colin Gray in: The Continued Primacy of Geography, in: Orbis 1/1996 S.258:“From Harry S. Truman to George Bush, the overarching vision of U.S. national security was explicitly geopolitical and directly traceable to the heartland theory of Mackinder.”

[7] Zbigniew Brzezinski hat in seinem 2012 erschienenen Buch „Strategic Vision. America and the Crisis of Global Power” (New York) ausdrücklich seine Grundposition bestätigt, die er 1997 in „The Grand Chessboard“, (S.31) so skizziert hatte: „Eurasia is the globe’s largest continent and is geopolitically axial. A power that dominates Eurasia would control two of the world’s three most advanced and economically productive regions. A mere glance at the map suggests that control over Eurasia would almost automatically entail Africa’s subordination…About 75 % of the world’s people live in Eurasia, and most of the world’s physical wealth is there as well, both in its enterprises and underneath its soil…After the United States, the next six largest economies and the next six biggest spenders on military weaponery are located in Eurasia. All but one of the world’s nuclear powers and all but one of the covert ones are located in Eurasia. The world’s two most populist aspirants to regional hegemony and global influence are Eurasian.” (125).

[8] S. dazu die Literaturübersichten des Verfassers in Risse im Empire, Berlin 2008 S. 166-180 sowie Imperialität. US-amerikanische Diskurse seit 9/11, in: Michael Brie (Hg.): Schöne neue Demokratie, Berlin 2007. Empire-Debatten sind häufig auch gegenüber der Rede vom „Globalen“ und der „Globalisierung“ eine repolitisierte neue Begriffsdifferenziertheit gewesen.

[9] Leo Panitch, Sam Gindin: The Making of Global Capitalism. The Political Economy of American Empire, London und New York 2012, bes. S.67ff. Die 5oer und 60er Jahre waren die fordistische Hochzeit der szientistisch-positivistischen, „unideologischen“ und „unpolitischen“, quantifizierenden Kultur dieser „Linie“, die man als Geographie und Geopolitik der Modernisierung charakterisieren könnte.

[10] So Agnew (:l). Vieles spricht dafür, dass der „grüne Kapitalismus“ – also die Verbindung von Postfossilismus mit globaler Inwertsetzung – sich seit geraumer Zeit zu diesem geopolitischen Template entwickelt.

[11] Sehr lesenswert dazu Ray Hudson: Critical Political Economy and Material Transformation, in: New Political Economy 4/2011 S.373-379

[12] Seine Auswertung der FORTUNE-500 für den Zeitraum 1999 – 2011 ergab, dass die Umsatzanteile der Sparten Öl, Bergbau, Rohstoffe, Energieproduktion und –versorgung auf fast 40 % und die Profitanteile auf über 40 % anstiegen, was eine Versechs- bzw. Verzehnfachung bedeutet.

[13] Auf die USA und England entfallen mehr als 50 % der grenzüberschreitenden Finanzflüsse und entsprechender Assets jenseits ihrer Grenzen; der Finanzbinnenmarkt der USA ist weiterhin der größte einzelne Finanzmarkt der Welt. Doch: rund ein Drittel des privaten finanziellen Reichtums wird 91 000 Personen sehr unterschiedlicher Nationalität zugerechnet – mit einem Zentrum in den sog. Steueroasen. Ripley vermerkte bekanntlich: „There is something out there…and it’s GROWING.”

[14] Erstmals 2001 war von feministischer Geopolitik die Rede, damals noch auf die Beziehung des Lokalen mit dem Globalen bezogen. Als „Journal of Feminist Geography“ erscheint „Gender, Place & Culture“ 2012 bereits im 19. Jahrgang.

[15] S. R.Rilling: Geopolitik von links. Das dritte WSF in Porto Alegre Jnuar 2003, in: Z 55 (2003): „Für die Ausbreitung der globalisierungskritischen Bewegung sind die „Sozialforen“ ein zentrales Medium geworden. Innerhalb von gerade drei Jahren etablierte diese Bewegung einen politischen Ereignisort mit globaler Ausstrahlungskraft. In diesem politischen Raum verbinden sich Kritik und Widerstand mit der Kommunikation alternativer Entwicklungsoptionen. Man könnte das eine linke geopolitische Erfindung im Zeitalter des Globalkapitalismus nennen.“

[16] Er geht auf Simon Dalby (1990) zurück, s. John Agnew: The Origins of Critical Geopolitics, in: Dodds u.a., Ashgate Companion to Critical Geopolitics 2013 (i.E.)

[17] Man kann sie als übrigens auch als zweite Politisierung der Disziplin charakterisieren. Die Zeitschriften „Geopolitics“ und „Antipode“ können als ihre Flaggschiffe gelten.

[18] Ein aktuelles Beispiel hierfür ist: Hans-Jürgen Bieling: Varieties of Capitalism, Regulationstheorie und neogramscianische IPÖ – komplementäre oder gegensätzliche Perspektiven des globalisierten Kapitalismus? Discussion Paper, Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien Universität Hamburg 2011.

[19] S. Ray Kiely: Spatial hierarchy and/or contemporary geopolitics: what can and can’t uneven and combined development explain? In: Cambridge Review of International Affairs 2/2012 S.231-248.

[20] S. zu den Ausgangspunkten dieser Debatte B. Teschke, H. Larcher: The changing ‚logics’ of capitalist competition, in: Cambridge Review of International Affairs 4/2007 S.565-580; A.D. Morton: Disputing the geopolitics of the states system and global capitalism, in: Cambridge Review of International Affairs 4/2007 S.599-618.

[21] S. Colas:“In its modern capitalist modality, it is the sovereign territorial state that principally mediates capital’s need to simultaneously circulate across space (local, regional, international) yet constantly realise its value in tangible physical forms (money, property, machinery) and in named locations (factories, offices, farms, call centres). (…)All this leads us to the second sense in which capitalism constructs geopolitical spaces: through the process of class agency. In all these historical instances (during and after the Cold War), powerful capitalist interests valorise these territories not just because of the untapped sources of profit at stake, but also because socio-political upheaval, instability and more recently, ‘failed states’ are generally not conducive to expanded capitalist reproduction. Capitalist geopolitics privileges ‘stability’ as a source of world order in ways that are arguably unique. (…) The final and most concrete expression of the capitalist valorisation of territory concerns ground-rent and constant capital attached to what Marx called ‘particular portions of the earth and its appurtenances’.

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