28. 8. Montag. Profil des Tages: Einstiege, „große“ Leitbegriffe und Orientierungen – Zukünfte, Konflikte, Transformation
Vormittag 9:00 bis 12:30
9:00 – 9:30 Vorstellungsrunde – Open Space – Erwartungen / Themen
9: 30 – 13:00 Um ♦ Welt ♦ Brüche. Harald Welzer (Flensburg/Berlin).
Zum Thema: Dass die Welt aus den Fugen ist, wie allenthalben mit Überraschung konstatiert wird, könnte seinen Grund darin haben, dass uns die Folgen unseres destruktiven Naturverhältnisses gerade auf die Füße fallen. Daher lautet erstens die Frage: was hat die Renaissance von Nationalismus und Autoritarismus, die Konjunktur von Menschenfeindlichkeit und Hyperkonsum mit unserem Naturverhältnis zu tun? Und zweitens: Wie bauen wir das zivilisatorische Projekt der Moderne weiter, eben auf der Basis eines anderen Naturverhältnisses?
Literatur: Harald Welzer, Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand sowie Harald Welzer, Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit, beide bei S.-Fischer. Dazu das erste Heft von FUTURZWEI. Magazin für Zukunft und Politik mit dem Schwerpunktthema: „Alles könnte anders sein“.
Zur Person: Prof. Harald Welzer ist Soziologe und Sozialpsychologe. Er ist Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg und Direktor der Stiftung Zukunftsfähigkeit. FuturZwei in Berlin, ständiger Gastprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Sankt Gallen, war Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung sowie im Zukunftsrat des Landes Schleswig-Holstein.
Nachmittag 15:30 – 18:30
Die Politik des Ökologischen. Günther Bachmann (Berlin)
Zum Thema: Wie der Bruch zur Politik wird: Ökologie ist keine Idylle, sondern harter Kampf. Das zeigt ein Blick in die Geschichte und das Heute der Umweltbewegungs-Politik. „Ökologie“ ist positioneller Teil von gesellschaftlichen Konflikten, sei es Konsum-Manie, Klimawandel & co und ihre diversen Stellvertreter oder Schwundformen. Die Ökologische Politik ist zu allererst einmal Politik und erschöpft sich nicht in Technik, Innovation oder Lebensstil-Diskussionen. Um das geopolitische Universum zu verstehen wird das Ökologische immer wichtiger. Der Vortrag zieht die Stationen deutscher Umweltpolitik beim Staat und in der Gesellschaft im globalen Kontext nach. Indem er die helle Begeisterung für emanzipatorisch-ökologische Prozesse ebenso wie die dunkle Kritik an imperialer Öko-Beherrschung hinterfragt versucht er, einige Grundmuster nachhaltiger Entwicklungspolitik aufzuspüren.
Literatur: Als Basistext: Günther Bachmann: Ist das Kultur oder kann das weg? Berlin 2015. Vertiefend: “The 18th SDG. Sustainable Development in a Changing World: A Changing Perspective on Sustainability“.
Zur Person: Günther Bachmann ist Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung und berät die Bundesregierung. In eigenständigen Nachhaltigkeitsprojekten des Rates untersucht er aktuelle Fragestellungen und verbessert die Vernetzung und Verbreiterung des Anliegens in der Wirtschaft, Wissenschaft und bei regionalen Initiativen. Als Landschaftsplaner und Experte für Bodenökologie im Umweltbundesamt hat er die Bodenschutzgesetzgebung maßgeblich geprägt. Neben seiner beruflichen Aufgabe ist er in verschiedenen Beiräten tätig und leitet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Er hat eine Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg.
29.8. Dienstag. Profil des Tages: Zukunftsfähigkeit und strategische Schlüsselkonflikte
9:30 – 11:00 Sozial-ökologische Transformation und Geschlechterverhältnisse. Sabine Hofmeister (Lüneburg)
Zum Thema: Hier soll ein Verständnis von einer gendersensiblen Nachhaltigkeitsforschung entwickelt werden. Gezeigt wird, dass und wie gendersensible Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung für die Vision von einem anderen bewusst vermittelten, gesellschaftlichen Umgang mit der ökologischen Natur steht, wobei sie auch eingewoben ist in eine Kritik an den gesellschaftlichen Naturverhältnissen und in die Vision auf eine zukunftsfähige Gesellschaft.
Zur Literatur: als Basistext: Helga Kanning, Tanja Mödlers und Sabine Hofmeister: Gendered Energy – Analytische Perspektiven und Potenziale der Geschlechterforschung für eine sozial-ökologische Gestaltung der Energiewende im Raum, in: Raumforschung und Raumordnung Band 74, Heft 3, S. 213-227. Vertiefend: Adelheid Biesecker, Sabine Hofmeister: (Re)Produktivität als ein sozial-ökologisches Brückenkonzept, in: Katz, C. , Heilmann, S. , Thiem, A., Moths, K., Koch, L. M., & Hofmeister, S. (Hrsg.): Nachhaltigkeit anders denken: Veränderungspotenziale durch Geschlechterperspektiven, Wiesbaden 2015 S. 77-91 sowie diess., Zur Produktivität des „Reproduktiven“. Fürsorgliche Praxis aks Element einer Ökonomie der Vorsorge , in: Feministische Studien 2/2013 S. 240-252.
Zur Person: Prof. Sabine Hofmeister leitet seit 1999 das Lehr- und Forschungsgebiet Umweltplanung in der Fakultät Nachhaltigkeit der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Soziale Ökologie, Nachhaltige Raumentwicklung sowie Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit. Sie ist Gründungsmitglied des Netzwerks Vorsorgendes Wirtschaften und Mitglied der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (von 2011 bis 2014 Vizepräsidentin); in diesem Kontext leitet sie seit 2016 den Arbeitskreis ‚Nachhaltige Raumentwicklung für eine Große Transformation’. Seit 2017 ist sie auch Mitglied der AG ‚Nachhaltige Arbeit – Die sozial-ökologische Transformation der Arbeitsgesellschaft’ im Rahmen des DKN Future Earth.
11.20 – 13.00: AutoNomie — Mobilität und die Zukunft des Lebens in Stadt und Land. Rainer Fischbach (Berlin)
Zum Thema: Das Rezept für Nachhaltigkeit scheint klar zu sein: Energie wird erneuerbar und, indem alle Dinge dank implantierter, vernetzter Prozessoren ‚smart‘ werden, steigt die Effizienz ihrer Nutzung. Sonst bleibt alles gleich: wir fahren weiter mit dem Auto vom Eigenheim an der Peripherie in die Stadt und zurück, nur dass jetzt alles irgendwie solar-elektrisch und ‚smart‘ ist. Doch dieses Rezept leidet unter Defiziten: es ist weder ökologisch noch ökonomisch oder sozial tragbar. Nicht nur hat erneuerbare Energie selbst ökologische und ökonomische Kosten, die das heutige Konsummodell ebenso wie die Siedlungsstrukturen und die Verkehrsorganisation in Frage stellen, sondern auch die ‚smarten‘ Dinge haben außer Ressourcenkosten Nebenwirkungen, die mit den Zielen einer verlässlichen, lebenswerten Umwelt, an deren Entwicklung und Nutzung alle teilhaben, in Konflikt stehen.
Zur Literatur: als Basistext Rainer Fischbach: Ökonomie im Kontext des menschlichen Naturverhältnisses. Makroskop, 21./25. April 2017 Teil1 und Teil2. Sowie vertiefend ders.: Mensch — Natur — Stoffwechsel: Versuche zur politischen Technologie. Köln: PapyRossa, 2016.
Zur Person: Softwareexperte in der Industrie auf dem Gebiet des Product Lifecycle Managements (PLM) mit dem Schwerpunkt Aufbereitung großer Datenmengen für die Systemmigration. Autor mehrerer Bücher zum Verhältnis von Technik und Gesellschaft.
Nachmittag 15:30 – 18:30
Klimakonflikte und Umweltflucht. Jürgen Scheffran (Hamburg)
Zum Thema: Der Klimawandel wird als „Risikoverstärker“ und „Bedrohungsmultiplikator“ angesehen, der die Folgen über komplexe Wirkungsketten des Erdsystemsv erknüpft. Zu den Risikofeldern in Brennpunkten des Klimawandels gehören Wirtschafts- und Finanzkrisen, verwundbare Infrastrukturen und Netzwerke, Destabilisierung sozialer und politischer Strukturen, Migration und Fluchtbetroffener Menschen sowie Sicherheitsrisiken und Gewaltkonflikte. Beim Arabischen Frühling haben solche Prozesse auch Konsequenzen für Europa, die über globale und regionale Mechanismen wirksam werden. Hierzu gehören Gewaltspiralen und Fluchtbewegungen, die mit anderen Krisenerscheinungen verbunden sind. Die politischen Reaktionen reichen von reaktiven Handlungsmustern zur Abwehr von „Bedrohungen“ bis zu präventiven Konzepten, die auf Verringerung der Verwundbarkeit, Risikovermeidung und Stärkung der Anpassungsfähigkeit und Resilienz von betroffenen Gemeinschaften zielen.
Zur Literatur: als Basistext Scheffran, Jürgen (2017): Klimawandel als Risikoverstärker in komplexen Systemen, in: Brasseur, G., Jacob, D., Schuck-Zöller, S. (Eds), Klimawandel in Deutschland, Springer, S. 287-294 sowie: Zwei Welten: G-20-Gipfel, Atomwaffenverbot und globale Machtverschiebungen, in: VDW Blog (2017)
Ergänzende Literatur: ders., (2015) Klimawandel als Sicherheitsrisiko? In: Jäger, T. (ed.), Handbuch Sicherheitsgefahren, Wiesbaden, Springer, S. 105-122; Ide, T., Link , P. M., Scheffran, J., Schilling. J. (2016): The Climate-Conflict Nexus: Pathways, Regional Links, and Case Studies, in: Brauch, H.G., Oswald Spring, Ú., Grin, J., Scheffran, J. (Eds.),: Handbook on Sustainability Transition and Sustainable Peace, Springer, S. 285-304; Scheffran, J., Fröhlich, C. (2017): Klima-Gewalt-Flucht – Das Beispiel Syrien, in: Wissenschaft und Frieden 2/2017: S. 7-10; Scheffran, J. (2016): Kettenreaktion außer Kontrolle. Vernetzte Technik und das Klima der Komplexität, in: Blätter für deutsche und internationalePolitik 03/2016: 101-110 sowie Scheffran. J. (2016): Governing the Anthropocene, Sustainable Security, 11. October 2016,
Zur Person: Jürgen Scheffran hält eine Professur für Klimawandel und Sicherheit am Institut für Geographie und in der Klima-Exzellenz-Initiative der Universität Hamburg. Er arbeitet mit im Vorstand der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und der Naturwissenschaftler-Initiative Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit. Seit 2016 ist er einer der Leiter des International Network of Engineers and Scientists for Global Responsibility (INES) und seit 1991 ist er Redaktionsmitglied der Zeitschrift “Wissenschaft und Frieden“.
30. 8. Donnerstag. Profil des Tages: Wende
9.30 – 11.00: Wende rückwärts. Der Fall Trump und seiner Freunde des Fossilismus. Dieter Plehwe (Berlin)
Zum Thema: Der Aufstieg des „Rechtspopulismus“ weltweit wird von Pippa Norris und Ronald Inglehart im Rahmen der Wertewandeltheorie als „Backlash“ gegen postmaterielle Werte erklärt. Demgegenüber spielen ökonomische Unsicherheiten zentraler Wählergruppen angeblich eine untergeordnete Rolle. Ökonomische Unsicherheiten bestimmter Kapitalgruppen wiederum werden von Theda Skocpol und KollegInnen in ihrem großen „shifting terrain“ Projekt zur Verschiebung von Macht und Einfluss in der Partei der Republikaner thematisiert: Die organisierte strategische Einflussnahme der Koch-Brüder und verbündeter Konzerne und Milliardäre insbesondere auch im „fossilen“ Energiesektor. Die Wahl von Donald Trump stellt die Thesen der Reichweite des Einflusses des „Kochtopus“ zwar zunächst in Frage, weil es im Vorwahlkampf der Republikaner zum offenen Zerwürfnis zwischen Trump und den Kochs kam. Untersuchungen zur Personalpolitik und zur Rolle von zentralen Think Tanks zeigen aber weitreichende Übereinstimmungen im Bereich der Energie- und Klimapolitik. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem kulturellem „Backlash“ und dem – globalen – umwelt- und energiepolitischen Stellungskrieg?
Zur Literatur: Als aktuelle Texte wird verwiesen auf Blogbeiträge von Sonja Thielges am IASS (hier und hier) und von Rebecca Bertram: Perspektiven der US-Klimapolitik unter Donald Trump (2017).
Zur Person: Dieter Plehwe, Dr. Phil, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „Ungleichheit und Sozialpolitik“ des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Zu den seinen zentralen Themen gehören Neoliberalismusforschung, transnationale Think Tank Netzwerke, politische Soziologie asymmetrischer Einflussnahme. Seit 2005 arbeitet er als Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorstand im Verein LobbyControl für demokratische Kontrolle in Deutschland und Europa. Er ist einer von drei Herausgebern der Zeitschrift Critical Policy Studies.
11.20 – 13.00: Wenden vorwärts. Heike Leitschuh (Frankfurt)
Zum Thema: Nachhaltigkeit ist – richtig und zu Ende gedacht – weit mehr als ein Konzept, um die Menschheit davor zu bewahren, sich selbst auszulöschen. Zwar stehen im Mittelpunkt noch die Debatten um technische Lösungen sowie neue Produkte und Verfahren. Nachhaltigkeit aber fordert uns vor allem kulturell heraus. Sie könnte unser Leben erheblich umkrempeln. Und erst dann werden die Ziele der Nachhaltigkeit erreichbar, von denen wir uns gerade sogar zu entfernen scheinen. Gerade Linke zeigen jedoch wenig echtes Interesse und Verständnis für das Projekt. Das jahrzehntelange neoliberal umworbene Wachstumsdogma hat uns wohl mehr beeinflusst als wir das womöglich wahrhaben wollen. Die Idee des „Weniger aber Besser‘ und des konsequenten Teilens ist längst nicht positiv konnotiert. Eine nachhaltige Gesellschaft aber wäre nicht nur ökologisch verträglicher, sondern vor allem auch solidarischer, gerechter und friedlicher. Dies wird nur funktionieren, wenn wir bereit sind, unser Verhalten zu ändern. Und das wiederum kann und darf kein rein individueller Prozess sein. Politik muss gestaltend und steuernd eingreifen, um Nachhaltigkeit auch zu einem Prinzip für die gesamte Gesellschaft zu machen.
Zur Literatur: Als Basistext: Heike Leitschuh: Bewusstsein- und Kulturwende. Das Neue wächst schon im Alten, in: Jahrbuch Ökologie 2013, Wende Überall? Von Vorreitern, Nachzüglern und Sitzenbleibern, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7776-2278-1. Weiterhin: Manfred Linz: Wie Suffizienzpolitiken gelingen. Eine Handreichung. Wuppertal Institut Klima Umwelt Energie, Spezial 2017, ISBN 978-3-946356-02-8
Zur Person: Heike Leitschuh ist selbständige Autorin, Moderatorin und Beraterin für Nachhaltigkeit. Ihre Schwerpunkte sind nachhaltiges Wirtschaften sowie nachhaltige Lebensstile/Postwachstumsgesellschaft. Sie moderiert u.a. Dialogprozesse zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen. In Marburg studierte sie Politikwissenschaft und arbeitete danach als Redakteurin im Fachverlag der Ökologischen Briefe. www.heike-leitschuh.de.
Nachmittag 15:30 – 18:30
Agrar- und Ernährungswende: das Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität als Leitplanken für ein Umsteuern in der Agrar- und Ernährungspolitik? Franz-Theo Gottwald (München/Berlin)
Zum Thema: Eine nachhaltige Agrar-und Ernährungswirtschaft wird es im globalen Maßstab nur geben, wenn die Vielzahl regionaler agrarökologischer Anbausysteme, im Sinne pluraler Ökonomien, sich weiterentwickeln können. Angesichts der zunehmenden Konzentration der industriellen Land-und Lebensmittelwirtschaft und des Anspruchs z.B. von Firmen wie Nestlé, die Welt mit globalisierbaren Diäten satt zu machen, wird die Orientierung regionaler oder lokaler Agrar- und Ernährungskulturen an Ernährungssouveränität immer schwieriger. Eigene Wege des nachhaltigen Anbaus und eines verträglichen Ernährungsstils zu gehen, wird auch angesichts der technologischen Dominanz weniger multinationaler Konzerne immer problematischer ( neue Züchtungstechnologien, Saat- und Zuchtgut in der Hand weniger, Precision Agriculture). Angesichts der zunehmenden Wissens- und Kapitalintensität sowie der globalen Verschränkung industrieller agrarischer Produktionsverhältnisse ( Bioökonomie) wird die Durchsetzbarkeit eines Rechts auf Nahrung als einer Leitplanke für nachhaltige Entwicklung immer ungewisser. Wer will dieses Recht wirklich? Und wie könnte es auch als Maßstab für politisches Handeln funktionieren?
Eine Agrarwende ist zugleich immer auch eine Ernährungswende. Das gegenseitige Bedingungsverhältnis macht die Veränderung der politischen Rahmenbedingungen für eine Klima gerechte Produktion von Lebensmitteln und einen zukunftsfähigen Konsum extrem herausfordernd. Ähnlich wie in der sog. Energiewende wird auch die Agrar-und Ernährungswende nur langsam vonstatten gehen. Welche Krisen braucht es, um zu einem politischen Rahmen zu finden, der postfossile Wirtschaftsformen für die Agrar- und Ernährungswirtschaft etablieren hilft?
Zur Literatur: FIAN International (2017): Landgrabbing und Menschenrechte: Die Rolle von EU-Akteuren im Ausland.
Gottwald, Franz-Theo (2017): Weg vom »Welt-Spitzen-System-Tier«, in: Heinrich-Böll-Stiftung (2017): Wirtschaft im Zukunfts-Check: So gelingt die Grüne Transformation, München: oekom.
DNWE (Hg.) (2016): Forum Wirtschaftsethik. Jahresschrift 2016. Solidarität im Wandel? Berlin. (Inhaltsverzeichnis)
Gottwald, Franz-Theo, Anita Krätzer (2014): Irrweg Bioökonomie. Kritik an einem totalitären Ansatz, Berlin: Suhrkamp. {Hierzu ein Interview und ein online voliegender Beitrag des Verfassers zum Thema}.
Zur Person: Vorstand der Schweisfurth Stiftung für nachhaltige Agrar-und Ernährungswirtschaft, München. Honorarprofessor für Umweltethik an der HU Berlin. Politik- und Unternehmensberater (Tierwohl, Entwicklung ländlicher Räume, Agrargenossenschaften, agrar-und ernährungsethische Gutachten). Autor zahlreicher Fachpublikationen, zuletzt zur Kritik der Bioökonomie als einem totalitärem Ansatz. Mitglied in der Vereinigung deutscher Wissenschaftler, im Deutschen Netzwerk Ernährungsethik ( leitend) und tätig als Vorstands- oder Beiratsmitglied in anderen Fachorganisationen.
1.9. Freitag. Profil des Tages: Um ♦ Welt ♦ Brüche – welche Bedeutung haben die aktuellen „Umbrüche in der Weltordnung“ für die Politik des Ökologischen?
9.30 – 11.00 Imperiale Lebensweise und Konturen einer solidarischen Lebensweise. Ulrich Brand (Wien)
Zum Thema: Die sozialen und ökologischen Krisen und Katastrophen unserer Zeit werden durch eine imperiale Lebensweise versursacht, die sich viele Menschen im globalen Norden und zunehmend auch im globalen Süden zu eigen machen. Mit diesem Befund bürsten Ulrich Brand und Markus Wissen in ihrem Buch „Imperiale Lebensweise“ die Diskussion um globale Nachhaltigkeit bzw. Nachhaltigkeitsziele und eine angeblich für alle machbare Grüne Ökonomie kräftig gegen den Strich. Sie beschreiben die historische Entstehung und Verallgemeinerung der imperialen Lebensweise im Kontext von Kolonialismus und neokolonialer Ausbeutung, ohne dabei Widerstände oder auch Kämpfe um Teilhabe auszublenden. In ihrem Band legen Brand und Wissen eine umfassende Krisenbeschreibung vor, die zeigt, wie inadäquat die aktuellen, oft marktförmigen und technischen Strategien der Problemlösung im Kapitalismus sind. Sie erinnern eindringlich daran, wie notwendig eine umfassende »sozial-ökologische Transformation« hin zu einer solidarischen Lebensweise ist und wie man sie auf den Weg bringen kann.
Zur Literatur: Basistext: Markus Wissen und Ulrich Brand: Unsere schöne imperiale Lebensweise. Wie das westliche Konsummodell den Planeten ruiniert, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 5/2017 S.75-82. Diess.: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus, München 2017
Zur Person: Geboren auf der Insel Mainau im Bodensee, Dr. phil., Professor für internationale Politik an der Universität Wien, Mitherausgeber der Blätter für deutsche und internationale Politik.
11.20 – 13.30: Um ♦ Welt ♦ Brüche. Hans-Jürgen Urban (Frankfurt) | Abschlussdebatte
Zum Thema: Wie immer der Diskussionsverlauf der vorherigen Themen ablaufen mag: Eines ist absehbar: So oder so wird an einer sozial-ökologischen Transformation des industriellen Sektors, und das heißt im deutschen Kapitalismus noch allemal: der Automobilwirtschaft kein Weg vorbei führen. Dabei haben sich die Konflikt-Konstellationen im letzten Jahrzehnt durch Diesel-Gate und anderes weiter aufgeladenen, aber strukturelle kaum geändert. Zielkonflikte zwischen gesellschaftlichen Megathemen wie Nachhaltigkeit, Beschäftigung, Demokratie und Wettbewerb bleiben erhalten und müssen diskursiv und vor allem politisch bewältigt werden. Und das im globalen Kapitalismus die Arenen nationalstaatlicher Politik zu transzendieren sind, ist ebenfalls offensichtlich. Was dabei die Brutalisierung und Postdemokratisierung der gegenwartskapitalistischen Gesellschaften in Europa bedeuten mag, wäre zu diskutieren: als eine Art Bilanz der Woche oder vielleicht doch eher als Eröffnung eines neuen Kontinuums mit Fragen und Konflikten, die der linken Debatte noch einiges zu schaffen machen könnten.
Zur Literatur: Hans-Jürgen Urban: Ökologie der Arbeit, Ein offenes Feld gewerkschaftlicher Politik? In: L. Schröder/H.-J. Urban (Hrsg.) (2018): Ökologie der Arbeit. Jahrbuch Gute Arbeit. Ausgabe 2018. Köln: Bund-Verlag 2018; Ders.: Die demokratische Wertschöpfungsunion: Die demokratische emokratische Wertschöpfungsunion. Eine neue Erzählung für Europa, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 10/2016 S.85-96 sowie ders., Umbau statt Krise? Gute Arbeit – Umwelt – Mobilität, in: Mario Candeias / Rainer Rilling / Bernd Röttger / Stefan Thimmel (Hrsg.): Globale Ökonomie des Autos. Mobilität | Arbeit | Konversion, Hamburg 2011 S. 162-175.
Zur Person: Hans-Jürgen Urban ist Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und dort für Sozialpolitik, Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung zuständig. 2014 habilitierte er an der Universität Jena und ist dort Privatdozent für Soziologie und seit 2015 Permanent Fellow am Kolleg der DFG „Postwachstumsgesellschaften“.
Wir machen darauf aufmerksam, dass die hier zur Verfügung gestellten Textauszüge ausschließlich zur Arbeit in dieser Veranstaltung benutzt werden dürfen.